Für berufliche Orientierung und Arbeitswelt begeistern! Fachtagung zeigt auf, wie man Jugendliche erreicht

Wie interessiere ich Jugendliche für die Themen berufliche Orientierung, Ausbildung oder den Weg in die Arbeitswelt? Wie kann Schule hier gut vorbereiten? Welche junge Frau oder welcher junge Mann passt zu mir in meinem Unternehmen? Wie könnte konkrete Beratung zum beruflichen Kontext aussehen? Mit diesen zentralen Fragen beschäftigen sich fast 110 Teilnehmende aus den Bereichen Wirtschaft, Schule, berufliche Beratung und Begleitung von Jugendlichen nun bei der gemeinsam ausgerichteten Fachtagung „Jugendliche im Übergang zwischen Schule und Arbeitswelt“. Kreis Coesfeld und Kreishandwerkerschaft (KH) hatten zu Vorträgen und Diskussionen in die Handwerksbildungsstätten Coesfeld eingeladen.

Dr. Christoph Schleer vom SINUS-Institut trug vor (Aufnahme: Kreishandwerkerschaft Coesfeld, Lena Borgert).
Dr. Christoph Schleer vom SINUS-Institut trug vor (Aufnahme: Kreishandwerkerschaft Coesfeld, Lena Borgert).

Sowohl Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr als auch KH-Hauptgeschäftsführer Ulrich Müller betonten in ihrer Begrüßung die vergleichsweise günstige Entwicklung der Ausbildungszahlen, die aber dennoch nicht ausreiche, um dem demografischen Wandel nachhaltig zu begegnen. Dr. Christoph Schleer vom SINUS-Institut stellte in den Vorträgen zur Ausbildungs- und Schülerstudie dar, dass es nicht eine einheitliche Generation von Jugendlichen gibt, sondern ganz verschiedene soziale Milieus, die im Rahmen der Fachkräftegewinnung jeweils unterschiedlich angesprochen werden müssten. Die SINUS-Studie unterscheidet sieben verschiedene Typen, die aufgrund ihrer spezifischen Wertevorstellungen und Zukunftserwartungen sehr unterschiedlich „ticken“.

Spannende Studienergebnisse spiegeln die Erwartungen und Wünsche der Jugendlichen an Unternehmen, aber auch an das System Schule wider. Demnach stehen lange nicht nur materielle Aspekte im Fokus. Vielmehr wollen Jugendliche wertschätzen, was sie täglich tun. Themen wie Work-Life-Balance, Sinnhaftigkeit der Tätigkeit, ein angenehmes Sozial- und Teamgefüge sowie angemessene Möglichkeiten für Feedback und Reflektion stehen dabei im Vordergrund.

Abschließend wurden in der von Julia Roesler, Leitung Regionalagentur Münsterland, moderierten Podiumsrunde die regionalen Gegebenheiten diskutiert. Marlene Kamps, Ausbildungsbotschafterin der IHK und Kauffrau bei den Christophorus-Kliniken GmbH, plädierte dafür, an den Schulen mehr Berufsorientierung zu implementieren und die Schülerinnen und Schüler besser auf das Leben danach vorzubereiten. Viele der theoretisch-fachlichen Inhalte an Schulen fänden im späteren Lebensweg nur wenig Anwendung, so Kamps.

Mit Blick auf die Berufsorientierung fasste Detlef Schütt, Dezernent für Soziales, Schule und Jugend beim Kreis Coesfeld, zusammen, dass man noch mehr Rückmeldungen von den betroffenen Jugendlichen berücksichtigen müsse. Dann könne hier noch individueller auf die jeweiligen Bedürfnisse eingegangen werden. Johannes Möllers, Geschäftsführer der Möllers GmBH & Co.KG, forderte die Eltern auf, sich noch mehr für die großen Chancen des Handwerks zu öffnen. Offensichtlich sei kaum bekannt, dass es im Rahmen einer dualen Ausbildung auch sehr gute Karriereoptionen und Verdienstmöglichkeiten gebe, die einer akademischen Laufbahn in nichts nachstehen.

Als Studien- und Berufswahlkoordinator des St.-Pius-Gymnasiums in Coesfeld machte Mario Böckmann deutlich, dass es hierzu bereits Entwicklungen in den Schulen dazu gibt. Am Pius-Gymnasium würden den Schülerinnen und Schülern beispielsweise bewusst und gezielt auch handwerkliche Berufe nähergebracht. Dass hier noch viel zu tun bleibt, konnte Jan Ketteler, Ausbildungsbotschafter der HWK und Metallbauer der Firma Krampe Fahrzeugbau GmbH, belegen, indem er davon berichtete, wie viele distanzierte und teilweise auch unvorbereitete Jugendliche er in der Schule antreffe.

Für Heike Schollmeyer, Teamleitung U25 der Arbeitsagentur Coesfeld, wurde im Rahmen der Diskussion nochmals deutlich, wie wichtig ein frühzeitiges Beratungsangebot für Schülerinnen und Schüler ist. Die Agentur, die eine zentrale Rolle einnehme und Verantwortung trage, würde derzeit die Beratungsangebote optimieren und neu strukturieren – unter dem Schlagwort „Lebensbegleitende Beratung“.

KH-Hauptgeschäftsführer Ulrich Müller zog ein positives Fazit: Die Vorträge, aber auch der Austausch der verschiedenen Akteure im Übergang Schule-Beruf untereinander hätten den Fachtag zur lohnenswerten Veranstaltung gemacht. Dieser Dialog sei weiter zu forcieren.

Für Rückfragen zur Fachtagung und auch für Anregungen dazu, wie die Attraktivität des dualen Systems weiter zu steigern ist, steht Julia Hörbelt von der Kommunalen Koordinierungsstelle für die Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA) des Kreises Coesfeld unter Telefon 02541 / 18-9026 oder per E-Mail (julia.hoerbelt(at)kreis-coesfeld.de) zur Verfügung.

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